A temporary Seizure for Shelter.
Berlin-Lichtenberg
Temporäre Installation von Annette Erlenwein.
2022
Die Zelt und Pappkarton Unterkünfte von Wohnungslosen die man noch vor Jahren nur aus den Metropolen mit unreguliertem Mietmarkt kennt, gibt es seit einigen Jahren auch in deutschen Städten, zunehmend auch in Berlin.
Die Politik, kommunal und bundesweit, tut sich schwer die Spekulation mit
Wohnraum einzudämmen oder zu unterbinden. Die negativen Folgen sind spekulativer Leerstand, Investitionen in den Immobilienmarkt nach Renditekriterien und die Bemessung der Mieten nach maximalem Profit.
Dabei ist das Menschenrecht auf Wohnen Teil des Rechts auf einen angemessenen Lebensstandard, und in Artikel 11 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights, ICESCR ) formuliert.
…“ 1. The States Parties to the present Covenant recognize the right of everyone to an adequate standard of living for himself and his family, including adequate food, clothing and housing, and to the continuous improvement of living conditions. The States Parties will take appropriate steps to ensure the realization of this right, recognizing to this effect the essential importance of international co-operation based on free consent.“……..
Er wurde von Deutschland 1973 unterschrieben.
Als „Hands-on“ (und auch romantische) Reaktion auf hohe Mieten und Wohnraummangel gilt die die Tiny House Bewegung, die sich nach dem Zusammenbruch der Immobilienkredit-Finanzierung 2007 in den USA entwickelte:
Das Wohnen auf minimaler Fläche; einfach, und in Eigenleistung gebaut; ein ortungebunden Wohneigentum.
Jahre später ist aus der selbst konstruierten Notunterkunft für die Menschen, die ihre Hauskredite in der Finanzkrise nicht zahlen konnten ein weltweit diskutiertes Lifestyle- Accessoire geworden.
Im urbanen Maßstab wird der Trend inzwischen weltweit von Real Estate Developern aufgegriffen, und als neuer Typ des Microapartments ins Investitions-Portfolio aufgenommen.
Die Überschrift eines Artikels in der New York Times über ein Bauprojekt, das der damalige Bürgermeister Michael Bloomberg in New York als Prestigeprojekt unterstützte bringt die Entwicklung treffend Ausdruck:
“Bloomberg Announces Super-Tiny Apartments He’ll Never Have to Live In”
Ausd:: New York Times 22 Januar 2013
Die Belegung des Linienverzeigers am Tuchollplatz, eines Industriedenkmals aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit einer temporären Wohnnutzung soll die Situation thematisieren.
Die temporäre Installation REFUGE kann als Parodie auf den hysterischen Mikroapartment - Minihaus -Boom in der Bauwirtschaft gesehen werden.
“I have to sleep with earplugs because the boiler is right above my bed and the fridge is also making noises all night. And my sink is my kitchen sink – that’s where I wash up and shave and do my teeth.” Rioch Fitzpatrick Mieter eines 19m²- Miniapartments in London
aus: The Guardian. 15 Nov 2021